Donnerstag, 25. November 2010

Der Keltenbegriff in der Wissenschaft

Viele sagen oder schreiben "Kelten" oder "keltisch", aber (fast) alle meinen etwas anderes damit. Dies gilt auch innerhalb der Wissenschaft(en). Es gibt:
- den sprachwissenschaftlichen Keltenbegriff ("Wer eine keltische Sprache sprach/spricht, war/ist Kelte")
- den antiken Keltenbegriff ("Wer von Caesar etc. so genannt wurde, war Kelte")
- den archäologischen Keltenbegriff ("Wer latènezeitliches Material verwendet hat/im Grab hatte, war Kelte")
- den "inselkeltischen" Keltenbegriff ("Wer ursprünglich in den irisch-walisischen Sagen beschrieben war, war Kelte")
- zahlreiche Mischformen
Nicht immer schreiben alle WissenschaftlerInnen der einzelnen Fächer, welche Definitionen bzw. Mischformen sie meinen. Meistens kann man davon ausgehen, dass SprachwissenschaftlerInnen den sprachwissenschaftlichen Begriff meinen, bei ArchäologInnen kann man aber z.B. nicht mehr so sicher sein, dass sie den archäologischen meinen, den antiken Begriff verwenden fast alle irgendwann einmal, usw.
Häufig schwingt auch in den Texten von WissenschaftlerInnen die Vorstellung der Kelten als sich einheitlich zusammengehörendes Volk fühlende Gruppe mit gemeinsamer Sprache, materieller Kultur (täglich verwendete Gegenstände usw.), Religion etc.
Klar ist: es hat nie eine einheitliche Kultur, die von einem Volk namens Kelten getragen wurde, von Irland bis Anatolien und von der Hallstattzeit bis ins irische Mittelalter gegeben. Der Keltenbegriff ist nicht in dieser Weise verwendbar. Ob er überhaupt (wissenschaftlich) verwendbar gibt, ist Gegenstand intensiver Diskussionen.
Ringschmuck aus einem Grab; Mining, OÖ (E.Grilnberger, OÖ. Landesmuseen)

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